„Menschen sind vor meinen Augen gestorben“

Somalia erlebt eine historische Dürre. Der Sondergesandte Somalias, Abdirahman Abdishakur, warnt vor einer Hungersnot mit Hunderttausenden Toten und einer Million Flüchtenden. Er fordert die deutsche Regierung auf, zu handeln – immerhin trage Deutschland eine Mitverantwortung für die Krise.
Mann in Anzug blickt ernst in die Kamera. Hinter ihm die Spree und der Bundestag.

Abdirahman Abdishakur ist seit Mai 2022 Sondergesandter Somalias zur Bekämpfung der Dürre. In Somalia ist er eine Berühmtheit. 2017 und 2022 ist er als Präsidentschaftskandidat für die Wadajir Partei angetreten. Zurzeit reist der 1968 in Südsomalia Geborene durch Europa.

Herr Abdishakur, als Sondergesandter haben Sie sich kürzlich mit einem Hilferuf an die Vereinten Nationen gewandt. Weshalb?

Im September habe ich auf der Generalversammlung versucht, ein Bewusstsein für die nahende Katastrophe in Somalia zu schaffen. In Somalia sind wir im Moment mit der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren konfrontiert. Mehr als sieben Millionen Menschen, also fast die Hälfte der Bevölkerung, sind davon betroffen und von akutem Hunger bedroht. 1,8 Millionen der Betroffenen sind Kinder. Eine halbe Million der Kinder ist schon jetzt akut unterernährt. Mehr als eine Million Menschen mussten dieses Jahr wegen der Dürre bereits ihr Zuhause verlassen und fliehen.

Sie selbst sind in die südsomalischen Regionen Baidoa und Buurhakaba, die am stärksten von der Dürre betroffen sind, gereist, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen.

Was ich dort gesehen habe, war schrecklich. Ich bin so vielen Menschen begegnet, deren Geschichten einem das Herz brechen. Ich habe mit einer verzweifelten Mutter gesprochen, die ihr Baby nicht stillen konnte. Weil sie so unterernährt war, hat sie keine Milch mehr produziert. Ein alter Mann, er war blind, hat mir erzählt, dass er 200 Kilometer laufen musste, um Wasser und Essen zu bekommen. Die Situation ist katastrophal. Menschen sind vor meinen Augen gestorben. Ich war in Krankenhäusern, in denen unterernährte Kinder nicht behandelt werden konnten, weil selbst die Krankenhäuser nicht über ausreichend Essen verfügen.

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